• tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺
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      5 months ago

      Weil man 12 Jährigen nicht mit Kant kommen kann.

      Bei uns war Ethikunterricht dreifach gescheitert. Der Lehrer hatte keine Ahnung von den Philosophen und derer Konzepte. Er hatte keine Ahnung von den Religionen und derer Konzepte. Am Ende blieb nur eine Lehrmeinung, die dann gegen interessierte Schüler durchgesetzt wurde, die es gewagt haben zu Hinterfragen.

      Ich kann mir vorstellen, dass sich so Staatsbürgerkunde angefühlt haben muss, nur dass diese immerhin auf einem ideologischen Überbau basierte.

      Bei uns hieß es einfach nur, das ist gut und das ist schlecht, weil mal der und mal der es gesagt hat.

      Gerade wenn man es von einem bestimmten Überbau wie einer Religion löst, dann braucht das Fach 5-10 Stunden in der Woche. Denn dann muss man erstmal zu jedem Thema über bestimmte Werte alle Philosophien und Religionen einführen, auf die man sich bezieht. Man muss darüber hinaus jedes mal ausarbeiten, worin sich die verschiedenen Ansätze unterscheiden und warum man zu diesem Thema diese und jene Stimme betrachtet. V.a. muss man dann aber auch die Zeit haben, um Schüler zu eigener Recherche zu ermutigen, andere Meinungen zu akzeptieren und die Fähigkeiten zur Analyse dieser aufzubauen. Etwa wenn ein Schüler noch eine weitere Philosophie zu dem Thema betrachten will.

      Das alles passt nicht in unser Schulsystem. Die Klassen sind viel zu groß, die Lehrer sind zu sehr gestresst und nicht zuletzt kann man auf so ein Fach doch keine Noten geben. Zumindest nicht, bis man über Jahre die Methodenkompetenzen aufgebaut hat und dann in der Oberstufe die Anwendung dieser Kompetenzen bewerten kann.

    • @Darukhnarn@feddit.de
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      -25 months ago

      Weil der Großteil unserer kulturellen Umgebung immer noch christlich geprägt ist und es hilft das frühzeitig einordnen zu können. Ein gewisser Schwerpunkt schadet da nichts.

      • Helix 🧬M
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        15 months ago

        In Ethik kannst du doch auch über das Christentum lernen?

        • @Darukhnarn@feddit.de
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          25 months ago

          Ethik ist halt genereller. Ich halte es persönlich für falsch in der kurzen Zeit die wir haben alle religiösen Anschauungen zeitlich ähnlich abzuhandeln, wenn die prägende Religion unserer Gegend eben das Christentum ist. Qualität statt Quantität sollte dabei das Motto sein. Das heißt nicht, dass man andere Religionen nicht anreißen kann, aber es muss sichergestellt sein, dass der Durchschnittsbürger mal eine grundlegende Ahnung hat, warum unsere Gesellschaft kulturell so drauf ist wie sie es ist. Und dafür sollte man zumindest grob einen theologischen und kirchenhistorischen Abriss haben. Am Ende sind es auch nur Namen, ich wäre dann aber zumindest so ehrlich und würde sagen womit ich mich hauptsächlich beschäftige, anstatt mich hinter Ethik zu verstecken. Moralphilosophen werden wohl kaum in der Schule behandelt, um die zu verstehen sollte man nämlich auch ihren kulturell-religiösen Hintergrund kennen.

          • Helix 🧬M
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            5 months ago

            Ich weiß noch, wie ich in Ethik mehr über das Christentum gelernt habe als im evangelischen Religionsunterricht. In letzterem haben wir nur Bibelsongs gesungen und diverse Fehlinterpretationen von Jesus’ Gleichnissen diskutiert.

            Moralphilosophen werden wohl kaum in der Schule behandelt

            Das wäre verrückt, denn Kant und Co. bezeichneten die Ethik auch als Moralphilosophie. Zumindest in Hessen hatten wir einige davon behandelt. Ich erinnere mich noch an eine Klausur, in der ich zwischen Diogenes, Kant und Aristoteles wählen durfte.

            Darf ich fragen, auf welcher Schule du warst und wann du abgegangen bist? Ich war zwischen 2001-2009 auf dem Gymnasium.

            • @Darukhnarn@feddit.de
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              15 months ago

              In BaWü, Gymnasium von 07-15. Bei uns war Ethik von dem was ich mitbekommen habe das Fach, in welchem man sich vergnügt hat wenn man zwei Jahre lang die Goldene Regel in jeder Klausur zum Bestehen hinschreiben konnte und das dann auch so behandelt hat. Religion lief bei uns oft komplementär zu Gemeinschaftskunde (Bisschen Soziologie, bisschen Staatskunde, bisschen Wirtschaft), da wurden dann von Kant über Montesqieu bis Marx diverse Denker fächerübergreifend in Kontext gesetzt. Aber halt alles in der späten Mittelstufe und Oberstufe.

              Wenn ich mich richtig entsinne sind ca.37% der Schüler auf Gymnasien ( vermutlich stark veraltete Info). Das heißt das ca. 2/3 aller Schüler nie in diesen Genuss kommen das so tiefgründig zu behandeln. Da denke ich dann schon, dass es sinnvoll ist, Religion als Grundfach zu nehmen, in der Grundschule entsprechende Grundlagen zu legen und dann in den zwei drei Jahren in denen man die Schüler in der Mittelstufe effektiv abholen kann auf dem Vorwissen aufbauend gesellschaftliche Strukturen besser in den Kontext setzen kann. Weil was bringt es dir, wenn du zwar das Holifest erklären kannst, aber dir die Einordnung der „christlich-demokratischen Werte“ völlig fehlt, du also die ganzen CSU/CDU Scheiße frisst, Weil: „die sind ja christlich - das muss ja gut sein“ (Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Konkordat etc. - Die Kirche, wir wissen wie man feiert!) .

              • Helix 🧬M
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                15 months ago

                Ich liebe es, dass die Qualität der Lehre schwankt und zwar eher in Richtung unteres Ende. Das hört sich echt nicht nach guten Ethik Lehrern an.

                Fun fact: einer unserer Ethiklehrer war vorher Pfarrer.